Eine Kneipentour durch Büderich – Teil 2: Historischer Hintergrund

Eine Kneipenszene in den 1920er Jahren, vermutlich in der Gastwirtschaft zur Post. Auf dem Foto rechts sitzend mit Flasche in der Hand erkennen wir den späteren Bürgermeister von Westbüderich Franz Mawick.

Im zweiten Teil unserer Serie „Büdericher Kneipentour“ machen wir einen kleinen Exkurs in die Geschichte:

Durst hatte der Mensch schon immer.

So sind bereits im dritten Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien im heutigen Irak erste Formen der kommerziellen Gastlichkeit nachgewiesen. Es waren Herbergen, die an den Handelsrouten Unterkunft und Verpflegung gegen Bezahlung anboten. Erst diese Art der Wegstationen – vergleichbar unseren heutigen Autobahnraststätten – machte eine Reisetätigkeit für eine größere Anzahl von Menschen überhaupt möglich.

Unser Dorf Büderich liegt am Hellweg, der schon seit Urzeiten ein bedeutender Verkehrs- und Handelsweg ist. Spätestens seit der Zeit Karls des Großen ist diese Funktion als Königsweg zwischen Aachen und Königsberg noch einmal aufgewertet worden.

So werden wir auch für Büderich annehmen können, dass sich in direkter Lage am Hellweg Menschen gefunden haben, die eine Beherbergung und Bewirtung der Durchreisenden anboten. Über den Hof Höppe ist bekannt, dass der Bauer auf dem Hof um 1700 auch eine Wirtschaft betrieben hat. Er hat sich sicherlich seine Lage direkt am Hellweg für diesen Nebenerwerb zunutze gemacht.

Bereits für 1482 erfahren wir sicher, dass es Wirte und somit auch Wirtschaften in Büderich gegeben hat: Die Büdericher Wirte klagen gegenüber dem Kölner Erzbischof Hermann IV. von Hessen, dass sie von Werler Bürgern überfallen worden seien. Was war geschehen?

Das Dorf Büderich in unmittelbarer Nähe der Stadt Werl war zu der Zeit aufstrebend und hatte das Privileg erhalten, sich Freiheit nennen zu dürfen. Damit verbunden war für die ansässigen Wirte – genannt sind Volmer Haicke (Hake), Hermann Scheper und die Frau von Johann Nagels – das Recht zu brauen, zu backen, zu verkaufen und Wein auszuschenken.

Den Wirten in Werl hat diese Konkurrenz natürlich gar nicht gefallen und sie sind dann mit 200 Mann nach Büderich gezogen und – so schreibt es Franz Josef Mehler in seiner Geschichte der Stadt Werl: „mit Gewalt in das Weinhaus gefallen, den Hausrat, die Kleinodien der Frau und auch ein Pferd weggenommen“. Wir können uns lebhaft vorstellen, dass es eine ordentliche Schlägerei gegeben hat, bei der das genannte Weinhaus verwüstet wurde und es auch so manches blaue Auge gegeben hat.

Die Werler Bürger wurden schließlich vom Erzbischof in seiner Funktion als Landesherr und oberste Gerichtsinstanz für schuldig befunden und zu Schadenersatz verurteilt.

Beitrag von Markus Mawick

Siehe auch die anderen Teile unserer Serie:

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