Vom Brudermeister zum Ortsvorsteher

büderich.digital im Gespräch mit Johannes Schröter

Liebe Büdericher!

büderich.digital war zu Gast bei unserem Ortsvorsteher Johannes Schröter. Sven Gessner und Peter Kothenschulte haben sich zum Interview mit ihm getroffen und mit ihm über seine Aufgaben als Ortsvorsteher (OV) und wie er das Amt versteht, über Pläne zur Dorfentwicklung, die Mobilität im Dorf, die Büdericher Jugend und viele weitere Themen geplaudert. Wir haben das Interview lange vorbereitet und viele Fragen wir aus dem Dorf mitgenommen – gesammelt vor der Theke, bei Veranstaltungen oder im Familien- und Bekanntenkreis. Hier exklusiv die Antworten dazu. Viel Spaß beim Lesen!

Der OV stellt sich vor: „Gerne sportlich unterwegs!“

Hallo Johannes! Erzähle uns ein paar Stationen aus deinem Lebenslauf.

Ich bin in Werl geboren. In Büderich habe ich mit meiner Frau ein Haus gebaut, in das wir 1986 eingezogen sind. Wir haben vier Kinder und mittlerweile drei Enkelkinder, die alle in Büderich und im Werler Raum wohnen. Von Beruf bin ich Finanzbeamter, mein Arbeitsplatz ist in Hagen. Als Zugezogener aus Werl habe ich über die St. Kunibert-Schützenbruderschaft Anschluss im Dorf gefunden. Und weil ich mich von Berufs wegen mit Zahlen auskenne, wurde ich 1993 Geschäftsführer im Vorstand der Bruderschaft. Von 2003 bis 2021 war ich dann Brudermeister. In meiner Freizeit bin ich gerne sportlich unterwegs, früher als aktiver Mittelstreckenläufer. Heute lasse ich es ruhiger angehen mit Nordic Walking, ich fahre ich viel Fahrrad und gehe gerne wandern.

Das Amt des OV: „Unabhängig von politischen Farben!“

Wie bist du zu diesem Amt gekommen?
Fast zeitgleich, als ich entschieden habe, nach vielen Jahren bei den Schützen in die zweite Reihe zu treten, kam die Anfrage, ob ich mir vorstellen kann, Ortsvorsteher zu werden. Weil mein Ruhestand nicht mehr allzu fern war, die Zeit dann sinnvoll genutzt ist und ich nicht in ein Loch falle, habe ich zugesagt – auch um etwas für Büderich zu tun und zu erreichen.

Welche Pläne hattest du? Welche Schwerpunkte hast du gesetzt und was wurde bisher umgesetzt?

Ich bin als Ortsvorsteher angetreten, um – unabhängig von parteipolitischen Farben – etwas für die Büdericher zu tun. Durch meine langjährige Vereinstätigkeit bin ich gut vernetzt und kenne das Dorf und die Vereine. Bei Themen wie Lebensmittelmarkt, Glasfaserausbau und Neubaugebiet, die bereits auf den Weg gebracht waren, bin ich involviert gewesen. Das fand ich sehr interessant und habe es weiter betrieben. Von diesen Themen ist in den vergangenen zwei Jahren eine Menge verwirklicht worden.

Woher beziehst du deine Informationen, holst dir ein Meinungsbild, was die Büdericher wünschen, was gerade Thema ist?

Mein Start fiel in die Corona-Zeit. Durch die Kontaktbeschränkungen gab es Anlaufschwierigkeiten, an Informationen zu kommen, weil persönliche Treffen und Gespräche ja nur noch sehr reduziert möglich waren. Das ist inzwischen besser geworden. Ich habe einen großen Freundeskreis und lese intensiv die Zeitung, so dass ich mitbekomme, was Thema ist.

Gibt es finanzielle Entschädigungen für das Amt?

Ja, es gibt eine Pauschale. Wie hoch die ausfällt, hängt von der Ortsgröße ab. Die Pauschale ist vergleichbar mit der Höhe der Pauschalen für die Ratsmitglieder. 

Blick auf die Büdericher Jugend: „Wir sind schon sehr gut aufgestellt!“

Wenn wir durch die Vereinsbrille gucken, ist die Jugend in Büderich gut aufgestellt. Aber nicht alle Kinder und Jugendlichen sind in Vereinen organisiert und nehmen an regelmäßigen Treffen oder Training teil. Wie kann man auch sie erreichen, damit sie sich in Büderich wohl fühlen und aufgefangen sind?

In der Tat leisten die Vereine hier hervorragende und sehr erfolgreiche Arbeit, ich denke da zum Beispiel an Blau-Weiß Büderich oder die St. Kunibert-Schützenbruderschaft. In der Tat sind nicht alle Büdericher Jugendlichen in unseren Vereinen organisiert. Ich sehe mich allerdings nicht in der Lage, auf sie zuzugehen, sie anzusprechen oder zusätzliche Angebote zu organisieren.

Jugendliche treffen sich gerne an der Schule oder an der Schützenhalle. Orte, die aber nur bei trockenem Wetter und erträglichen Temperaturen geeignet sind. Wo ist zum Beispiel im Winter Platz für zwanglose Treffen der Jugendlichen im Ort? Wir denken da zum Beispiel an das Pfarrheim … 

… für das es allerdings sehr viele Auflagen gibt, die es für diese Zielgruppe nicht unbedingt attraktiv macht. Die Schützen bauen derzeit ein Gebäude mit Sanitäranlage und Küche. Diese Räume könnten auch von anderen Vereinen genutzt werden, als zwangloser Treffpunkt für die Jugend ohne Vereinsbindung kommen sie aber wohl auch eher nicht in Frage.

Erwachsene beklagen, dass die Jugendlichen am PC sitzen und sich kaum bewegen. Vor vielen Jahren gab es mit der Landjugend einen Treffpunkt und Aufgabe für Kinder und Jugendliche. Hast du hier Ideen? 

Eigene Ideen habe ich in der Hinsicht nicht und selbst organisieren kann ich das auch nicht, da sind auch die Vereine, die es, wie gesagt schon intensiv machen, und auch die Kirche gefragt.  Aber wenn mich eine Gruppe Jugendlicher anspricht, bin ich gerne bereit, tätig zu werden und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen zu suchen. Vielleicht findet sich ja ein Kreis aus verschiedenen Vereinen, der sich zu dem Thema mal gemeinsam Gedanken machen möchte.

Mobilität im Dorf: „Vielfach sind mir die Hände gebunden!“

Viele Büdericher fahren Fahrrad. Nicht nur Schüler morgens Richtung Werl, auch viele Berufstätige nutzen das umweltfreundliche Gefährt. Leider sind nicht alle Straßen und Kreuzungen sicher. Der Radweg „Am Feldrain“ zum Beispiel ist sehr wellig und in schlechtem Zustand. An der Budberger Straße fehlt von der Kita Abenteuerland die Weiterführung des Radwegs ins Dorf.  Beim Weg nach Holtum über die Boke fehlen die Straßenbeleuchtung sowie eine konsequente Trennung zwischen Auto und Fahrrad. Gibt es Pläne oder Ideen, das Fahrradfahren im Dorf attraktiver und sicherer zu machen?

Gegenwärtig gibt es keine Planungen. Für Einzelmaßnahmen bin ich offen und mache mich gerne stark dafür. Aber lasst mich auch zu zwei der von euch aufgeführten Problempunkten kurz etwas sagen: Dass die Situation um den am Abenteuerland endenden Radweg in der Budberger Straße nicht optimal ist, sehe ich auch. Aber da sind mir und uns die Hände gebunden. Denn die Budberger Straße ist eine Kreisstraße. Sie fällt also in die Zuständigkeit des Kreises Soest. Bedeutet: Diese Angelegenheiten kann ich nicht mit der Stadt Werl umsetzen. Was die Boke betrifft, kann ich nur sagen, das scheint meines Erachtens leider ein vor einigen Jahren abgeschlossenes Thema zu sein, eine Handlung ist also derzeitig nicht erkennbar.

Nochmal ganz konkret nachgefragt: Selbst wenn die Situation unbefriedigend und gefährlich ist, ist das Thema erledigt? 

Ja, das ist leider meine momentane Sichtweise hierzu.

Der endende Radweg an der Budberger Straße ist nicht das einzige Problem dort. Die parkenden Autos ab Kriegerdenkmal sind nicht nur für schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge wie Trecker und Mähdrescher oder Pkw mit Anhänger gefährlich, auch für Radfahrer und „normale“ Pkw ist die Straße unübersichtlich und mit Risiken verbunden. Gibt es Möglichkeiten, die Gefahrenzone zu entschärfen?

Auch dafür ist der Kreis zuständig. Warum wurden damals die Parkbuchten an der Straße genehmigt? Ich weiß es nicht. Sicher ist nur, dass liegt zu lange zurück, um daran zu rühren. 

In sehr schlechtem Zustand ist beispielsweise auch die Friedrich-Hüttemann-Straße. Gibt es hier Planungen für eine neue Fahrbahndecke?

In Verbindung mit dem Betriebsausschuss gibt es eine Prioritätenliste. Diese Straße ist meines Wissens aktuell nicht dabei. Eine Beantragung müssten die Anwohner selbst vornehmen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass bei umlagefähigem Kosten die Anwohner dann einen eigenen Beitrag leisten müssen. 

Die Liste der Probleme ließe sich endlos weiterführen …

Ja, das ist wohl so. Ich denke da auch an die Hochstraße. Zu diesem Thema bin ich direkt angesprochen worden, weil ein Bürgersteig an der Hochstraße fehlt, und zwar von der B1 Richtung Friedhof. Der ist wichtig, auch im Hinblick auf den bevorstehenden Lebensmittelmarkt, der am Kuhweg an der B1 entsteht. Da bin ich mit der Stadt Werl im Gespräch.

Dorfkern, Gestaltung und Entwicklung: „Über den Bauausschuss bin ich mit im Boot!“

Kaum Grünsandsteinmauern, dafür Metallzäune mit Plastik. Auch Steingärten gehören zum Dorfbild. Im Ort fehlen Bäume und Grün. In anderen Orten werden Veränderungen gefördert, zum Beispiel die Gestaltung mit Grünsandstein. Wie kann man in Büderich den Dorfcharakter zurückholen?

Sicherlich nicht durch Maßregelungen oder Vorgaben von oben, wie es sie in den 1980er-Jahren gegeben hat. Seither ist das immer weiter gelockert worden. Verbindlich ist so etwas aber nur mit Vorschriften zu regeln. Werden Grundstück und Haus finanziert und müssen im Anschluss noch 50.000 Euro für das Drumherum ausgegeben werden, ist das für Häuslebauer kaum zu stemmen. Neubaugebiete müssen erst noch schön werden. Da ist auch die Eigeninitiative der Eigentümer gefragt, die ja vielleicht auch in einer schönen und ansprechenden Umgebung leben wollen. Eine Unterstützung, wie es sie beispielsweise in Westönnen für die Grünsandstein-Erhaltung gibt, wäre zwar schön, alleine kann ich das aber nicht leisten. 

Ein Objekt im Dorfkern, das möglicherweise demnächst zum Verkauf steht, ist ein alter Bauernhof an der Schützenstraße. Bietet sich die zentrale Lage nicht an, da dorfkernerhaltend tätig zu werden oder den Ort für Bedürfnisse der Büdericher zu nutzen. Wir denken da zum Beispiel an einen Lebensmittelmarkt, eine Kita oder auch an ein Begegnungszentrum.

Da mir ein Verkauf derzeit nicht bekannt ist, kann ich da wenig zu sagen. Auch von Seiten der Stadt liegt auf diesem Grundstück eher kein Fokus …

… dennoch befürchten viele Büdericher, dass hier die nächste Bausünde droht. Also ein Gebäude, das überhaupt nicht zum Ortskern passt, ähnlich wie das auf dem Gelände der alten Bäckerei Hoberg in der Friedrichstraße. Wäre es nicht sinnvoll, da schon bevor es zum Verkauf kommt, ein Auge drauf zu haben und in die Richtung zu agieren, dass der alte und traditionsreiche Ortskern nicht noch mehr verändert wird?

Es ist Glückssache, ob ein möglicher Investor und Bauherr es ortsfreundlich gestaltet. Allerdings bin ich mit im Boot über die Fraktion im Bau- und Planungsausschuss. Außerdem sind Bauvorschriften zu beachten. 

Ausblick – Büderich in fünf Jahren: „Leerstände im Ort vermeiden!“

Johannes, blicken wir ein bisschen nach vorn. Hast du eine Vision, wie unser Büderich in fünf Jahren aussehen könnte? 

Klar ist erstmal: Als OV werde ich den Ort nicht umgestalten können. Die CDU verfolgt das Ziel, vor Ausweisung neuer Gebiete erst Lücken im Ort zu schließen.

Das bedeutet konkret?
Leerstand vermeiden. Die ältere Generation stirbt aus, deren Kinder sind weggezogen. Es wird dazu kommen, dass demnächst viele Immobilien veräußert werden. Da werde ich mich als Sprachrohr zur Stadt einsetzen, um Auflagen zu schaffen, das Objekt es entsprechend herzurichten. Ich sehe es als meine Aufgabe an, so etwas im Sinne eines guten Ortsbildes aufzuerlegen.

Um kostenintensive Projekte durchzuführen, gibt es den Fördertopf der Leader-Region „Börde trifft Ruhr“. Aktuell läuft die Einreichung lokaler Projekte. Welche Ideen hast du zur Dorfentwicklung und Stärkung des Ortskerns? 

Ich war bei der Auftaktveranstaltung. Aber aus Büderich sind keine konkreten Maßnahmen mehr gekommen, auch von der Bevölkerung gab es keine Ideen, die an mich herangetragen wurden. Deshalb ist das Thema aktuell nicht mehr im Fokus …

… und Büderich geht bei der Verteilung der Töpfe leer aus, während andere Dörfer von den Geldern profitieren. Themenwechsel: Über viele Jahre war die Kirche prägend für Büderich. Was unternimmt der OV, um den Pfarrgarten zu erhalten, wenn irgendwann in vermutlich nicht mehr allzu ferner Zukunft der letzte Pastor ausgezogen ist?

Auf das Anwesen hat die Kirche den Daumen drauf. Es stand auch schon kurz vor dem Verkauf, als das Pastorat ohne Pastor war. Durch den Einzug des Pastors bleibt das Gebäude für Büderich erhalten, zumindest vorerst. Was danach passiert, liegt nicht im Ermessen des OV. Mir sind da die Hände gebunden, weil das in den Zuständigkeitsbereich der Werler Propstei und des Propstes fällt.

Never ending Stories!  Beete, Beleuchtung und Glasfaser: „Pflege durch Anwohner wäre wünschenswert“

Ein Thema, das sich schon über viele Jahre hinzieht und immer wieder für Ärger der Bevölkerung gesorgt hat, ist die Bepflanzung der Beete im Dorf. Die Stadt hat das Projekt nun abgeschlossen – nach immerhin fast vier Jahren. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?

In der Tat, das Thema hat sich leider sehr lange hingezogen. Es gab einen juristischen Streit, es ist einfach unglücklich gelaufen. Ich habe viel mit der Stadt und den Bewohnern telefoniert. Ich kann die Anwohner verstehen, die viel Geld bezahlt und erst spät die Leistung bekommen haben. Die Bepflanzung kann sich gut entwickeln, nun muss es gepflegt werden. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Anwohner sich um die Beete kümmern. Meine Frau kümmert sich beispielsweise auch um das Beet vor unserem Grundstück, ansonsten würde es sehr schnell verkommen. Da ist auch Eigeninitiative gefragt, wenn die Anwohner in einem schönen Umfeld wohnen wollen. Denn die Stadt kommt nur einmal im Jahr und schneidet nach. Viel mehr kann die Stadt nicht leisten. 

Ist das nicht die Aufgabe des OV, die Anwohner darauf anzusprechen?

Es sind mehrfach Anliegen gekommen, die ich an den KBW (Kommunalbetrieb Werl) weitergetragen habe und wo auch gehandelt wurde. Ich kann jetzt nicht alle Anwohner ansprechen, da sehe ich mich überfordert. Da ist sicher jeder selbst gefragt.

Vielleicht kann sich der OV aber bei einem anderen Thema für Büderich bei der Stadt stark machen. Die Beleuchtung auf dem Friedhof ist katastrophal. Es gibt nur eine Lampe und selbst diese funktioniert nicht immer. Gerade in der dunklen Winterzeit ist das für ältere Mitbürger nicht zumutbar. 

(Erstaunt) Ist wirklich kaum Beleuchtung dort? Ich kann mir gut vorstellen, mich dafür einzusetzen. Ich befürchte allerdings, dass die Stadt keine offenen Ohren dafür haben wird und mehr Beleuchtung auf dem Friedhof an finanziellen Mitteln scheitern wird, hier könnte ich aber gerne einen Versuch starten, bei der Stadt hierfür zu werben.

In Büderich hat die digitale Welt Einzug gehalten. Glasfaser liegt im Dorf, allerdings sind noch nicht alle Bewohner angeschlossen. Was rätst du den Betroffenen?

Ich weiß, das ist ein leidiges Thema. Ich habe deshalb selbst die Hotline angerufen, bin aber letztlich am Datenschutz gescheitert, weil mir keine Auskünfte zu Anschlüssen von anderen gegeben werden dürfen. Ich habe deshalb mit dem Projektleiter der Deutschen Glasfaser gesprochen. Er rät dazu, die Hotline anzurufen oder das Büro der DG in Werl zu den Sprechzeiten aufzusuchen.

Zusammenhalt und Vereinsarbeit: „Gemeinsame Arbeit der Vereine ist wichtig!“

Seit September 2021 bist du kein Brudermeister der Kunibertschützen mehr. Du hast viele Jahre den Verein geführt, nach der Ära Alfons Stute neu aufgebaut, gute Ideen eingebracht. Du warst Vorbild und Respektsperson, hast die Blaukittel geführt und zusammengehalten. Was hast du davon in dein Amt als OV übernommen?

(Lacht) Mit Befehl und Gehorsam kann ich wohl nicht tätig werden. 

Übernommen aus der Vorstandarbeit bei den Schützen habe ich das Organisatorische und die Zusammenarbeit mit Arbeitskreisen. Ich kann mir gut vorstellen, mit den Vereinen zusammenzuarbeiten und dies weiter zu intensivieren. 

Wie ist das gemeint?

Wenn sich eine Gruppe zusammenfindet, aus Vereinsvertretern oder anderen Interessierten, um an einem bestimmten Thema zu arbeiten, würde ich gerne dazukommen oder diesem Kreis sogar vorstehen. Insbesondere begrüße ich auch die Gründung des jüngsten Büdericher Vereins, büderich.digital – eine tolle Plattform, auf der sich die Vereine bekannt machen können (Anmerkung der Redaktion: büderich.digital ist viel mehr als nur Online-Plattform zur Vorstellung der Vereine, wie ein Blick auf die Homepage zeigt). Ich habe dieser neuen Gruppierung meine Mitarbeit angeboten, bin allerdings bislang erst bei einer der regelmäßig stattfindenden Sitzungen gewesen, bei der in der Anfangsphase noch vornehmlich gestalterische Aspekte im Vordergrund standen. Ich kann ich mir aber vorstellen, zukünftig regelmäßiger dabei zu sein, wenn es um Inhalte geht, die das Dorf betreffen.

Aktuell hören wir in Gespräche immer wieder, dass viele sagen, der Zusammenhalt in Büderich – vor allem unter den Vereinen – fehlt. Ein bisschen neidisch schauen die Büdericher auf Nachbarorte, weil sie das Gefühl haben, dass dort mehr für den Ort und den Zusammenhalt getan wird. Einmal im Jahr zum Neujahrsempfang einzuladen, wie es der Gemeindeausschuss tut, ist zwar löblich, wird aber kaum angenommen. Wäre das eine Aufgabe für den OV auf diesem Gebiet initiativ zu werden und dabei zu unterstützen?

Diese Entwicklung ist wirklich sehr schade. Zu einem Treffen aller Vereine bin ich gerne bereit und würde auch der Gruppe vorstehen wollen. Aber wir brauchen ein Ziel, damit wir uns zusammensetzen oder eine Aufgabe, an der wir gemeinsam arbeiten können. Bezüglich des Neujahrsempfangs sind meines Wissen auch Bestrebungen unseres Gemeinde- oder Ortsauschusses im Gange, diesen Termin wieder für alle attraktiver zu gestalten.

Da lassen sich bestimmt Ziele finden. Zum Beispiel eine gemeinsame Aktion des ganzen Dorfes, der Vereine und aller Interessierten, „Feld und Flur im Dorf sauberzumachen“.

Für 2024 ist eine solche Aktion mit Büdericher Vereinen geplant. Das wäre eine tolle gemeinsame Veranstaltung, an der sich gerne auch unsere Schulkinder beteiligen können.

büderich.digital feiert schon bald seinen ersten Geburtstag und lädt alle Vertreter der Vereine und Institutionen ein. Das ist doch der richtige Kreis, um eine gemeinsame Sache mit den Vereinen anzugehen.

Das nehme ich gerne als Anregung auf. Dazu mache ich mir Gedanken, und rege dabei auch gerne eine gemeinsame Aktion an, wenn das Interesse der Vereine dazu tatsächlich vorhanden sein sollte.

Aufgaben des OV und Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung

Johannes, du bist kein Ratsmitglied. Wie bekommst du mit, was im Rat der Stadt Thema ist und was dort beschlossen wird? 

Als Ortsvorsteher auch Ratsmitglied zu sein, wäre sicherlich schon sinnvoll. Das kam allerdings für mich nicht in Betracht, weil ich täglich eine lange Fahrzeit zur Arbeit habe. Außerdem sitzen ja mit Tobias Reuther und Klemens Becker zwei kundige Bürger aus unserem Wahlkreis im Rat. Wir stimmen uns in kleiner Gruppe über die Themen ab. Sämtliche politische Arbeit wird in Ausschüssen vorbereitet. Und da bin ich als sogenannter sachkundiger Bürger stimmberechtigtes Mitglied im Betriebsausschuss, der für die Aufgaben des Kommunalbetriebs Werl (KBW) zuständig ist. Außerdem bin ich stellvertretendes Mitglied im Bau- und Planungsausschuss, der sich um Straßenbau, Baugebiete und vieles mehr kümmert.

Wir zitieren hier mal aus der Gemeindeordnung: Der Rat der Stadt wählt den OV. Sie sollen dem Rat angehören oder angehören können. Der OV soll die Belange seines Bezirks gegenüber dem Rat wahrnehmen. Wie kannst du die Belange außerhalb des Rates wahrnehmen?

Einmal eben über meine schon erwähnten Sprachrohre Tobias Reuther und Klemens Becker. Aber auch als sachkundiger Bürger habe ich eine Stimme und bin bei den CDU-Fraktionssitzungen aktiv dabei. Es gibt großes Interesse an den Stimmen von und aus Büderich. Denn Büderich wird als größter Stadtteil von der Fraktion wahrgenommen und hat großes Potenzial.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Verwaltung und Bürgermeister?

Der Kontakt zum Bürgermeister geht in beide Richtungen, da bin ich der verlängerte Arm des Bürgermeisters. Bei einem Anliegen werde ich angerufen, um mich zu kümmern. Häufiger geht es aber auch in die andere Richtung. Es sprechen mich Mitbürger an und dann wende ich mich an die die Stadt. Die Zuständigkeiten in der Verwaltung sind mir bekannt, um die richtigen Ansprechpartner und Entscheidungsträger direkt zu kontaktieren. Das ist schon oft erfolgreich geschehen.

Dein Ruhestand rückt näher. Ist die Ratsmitgliedschaft dann eine Option für dich?

Ich gehe im Moment nicht davon aus, zumal wir ja zwei gute Bürger für Büderich im Rat haben.

Büdericher möchten gehört werden: “Politik stellt nie alle zufrieden!“

Gerade das Thema „Bebauung Bolzplatz“ wird kontrovers diskutiert. Nicht alle Büdericher stehen hinter der Idee der Verwaltung und Empfehlung des OV, den Platz zu bebauen. Als Kernproblem daran ist festzuhalten, dass die Büdericher vor vollendete Tatsachen gestellt werden sollten. Unsere Mitbürger wünschen sich mehr Mitsprache. Sie möchten rechtzeitig einbezogen werden, bevor das Kind in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen ist. Wie kannst du das zukünftig gewährleisten?

Hier hatte ich mich bemüht, das Grundstück neben dem Bolzplatz für eine OGS (Offene Ganztagsschule) mit Kita zu bebauen. Allerdings hat mich die Stadt erst sehr spät in das Thema einbezogen. Gleiches war beim Thema Spielplatz Wandweg/Schlamme der Fall, als die Themenverantwortlichen erst sehr spät auf mich zugekommen sind. Das habe ich Richtung Stadt und Fraktion bereits transportiert und bemängelt. Ich hoffe, dass sie es zukünftig besser machen, was ich aber aktuell auch schon andere Maßnahmen im Ort betreffend, erfahren durfte.

Vielfach gehörter Kritikpunkt: Der OV sollte die Belange des Ortes wahrnehmen – als Vertreter der Büdericher Bürger – und sich neutral verhalten. Was sagst du zu dieser Kritik?

Unabhängig von jeglichen Parteien habe ich mir meine Meinung gebildet. Auf Einladung der Stadt wurde das Vorhaben vorgestellt. Ich bin zu der Veranstaltung mit der Vorstellung gegangen, dass Holtum eine Kita bekommen soll. Bei der Veranstaltung wurde dann der Plan vorgestellt, dass eine OGS an der Schule gebaut und für den Bolzplatz ein Kleinspielfeld entstehen soll. Da habe ich für mich die Entscheidung gefällt, diese Lösung zu favorisieren. Es gab von außerhalb einen Vorschlag zum Bau eines Montessori-Kindergartens. Ich kann mir vorstellen, dass manche Büdericher kritisch sind und ihr Kind nicht dort hinschicken möchten. Da frage ich mich, warum man nicht einen anderen Betreiber sucht.

Bei diesem Thema gibt es keinen Parteizwang, das ist meine persönliche, nach Abwägung aller Vor- und Nachteile gebildete Meinung …

… aber nicht zwangsläufig auch die Meinung aller Büdericher. 

Wir suchen nach den besten Lösungen. Politik stellt nie alle zufrieden, ist immer ein Kompromiss, das ist nun mal so. Nach der Bürgerinformationsveranstaltung im Dezember habe ich einige Büdericher darauf angesprochen und viele fanden die Vorschläge der Stadtverwaltung gut. Als auf dieser Veranstaltung aus der Menge gerufen wurde, ich könne mich mehr einsetzen, hat mich das schon gekränkt. Ich habe mich eingesetzt für Gestaltungen, habe Gespräche mit den Nachbarn geführt. Und für Fragen und Anregungen habe ich immer ein offenes Ohr.

Zeit für eine Zwischenbilanz: „Vielmehr als nur Repräsentant!“

Du bist seit gut zwei Jahren im Amt und für fünf Jahre gewählt worden. Welche Erfahrungen hast du in deiner Partei und im Dorf gemacht?

Anfangs bin ich von meinem Vorgänger belehrt worden, dass eine wesentliche Aufgabe die Besuche von Jubilaren und Goldhochzeitspaaren sei, die durch den Ortsvorsteher als Vertreter des Werler Bürgermeisters eine Urkunde überreicht bekommen und ihnen zu gratulieren. Weit gefehlt! Das OV-Amt ist viel mehr als Gratulant und Repräsentant zu sein! Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Leute persönlich bei mir melden, um mir ihre Probleme anzutragen, zum Beispiel in Sachen Bürgersteig oder Parkplätze, womit ich dann an die Stadt herantrete.

Deine Zwischenbilanz?

Meine Zwischenbilanz fällt positiv aus. Es sind gute Dinge auf den Weg gebracht worden, wie Glasfaser und Lebensmittelmarkt, wofür ich mich auf der Zielgeraden eingesetzt habe. 

Der Austausch mit Klemens Becker von der CDU, als Ortsvorsteher von Budberg, läuft reibungslos. Gibt es eine Zusammenarbeit mit dem von Holtum, obwohl Klaus Nordmann einer anderen Partei angehört?

Ich kenne Klaus aus Zeiten des Schützenvorstandes. Er ist in Holtum sehr engagiert und angesehen. Ich habe überhaupt keine Probleme mit ihm und habe auch ihn von Ortsvorsteher zu Ortsvorsteher schon mehrfach kontaktiert.

Ist eine zweite Amtszeit geplant?

Das kann ich mir gut vorstellen. Vom Alter her kann ich das noch für eine Periode machen.

Wenn du heute einen Wunsch für Büderich frei hättest, was wäre das? 

(Lacht) Ich bin realistisch und kann die Stadt nicht auf Millionen-Projekte ansprechen.

Noch Fragen?

Die Büdericher haben sicher noch weitere Fragen. Nicht heute, nicht morgen, aber irgendwann. Wie bist du erreichbar?

Wie gesagt, ich bin für jeden bei Fragen und Problemen ansprechbar.

Johannes, büderich.digital dankt dir für das Gespräch!

Infobox
Ortsvorsteher Johannes Schröter
Kirchnerstraße 3
59457 Werl-Büderich
Festnetz: 02922 / 1851
Mobilnummer: 0157 / 38436171
Mailaddresse:  Jo-schroeter@web.de

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