Ein tolles Jahr geht zu Ende!

Schützenkönigin sein – ein Amt, das wohl jedem Dorfkind zumindest halbwegs ein Begriff ist. Was aber, wenn der Gedanke “Ach, irgendwann will ich auch mal Königin sein…” plötzlich Realität wird? Unsere amtierende Schützenkönigin Teresa Kortmann erzählt von ihrem Königinnenjahr.

Schützenfest Büderich – „Julian schießt den Vogel ab“

Anlässlich des 40jährigen Königsjubiläums seines verstorbenen Großvaters Bernhard Kortmann genannt Kolberg schoss Julian Kortmann am 1. Juli 2022 den sprichwörtlichen und tatsächlichen Vogel ab. Um 20.10 Uhr fiel der Schützenvogel und warf uns damit in ein verrücktes, anstrengendes und wunderschönes Königsjahr. 

Der erste Gedanke, der mir bei dem Stichwort “Schützenfest Büderich 2022” kommt, ist sicherlich “anstrengend”. Als Königin, die noch nichts im Vorfeld geplant hat, ist vor allem der Freitagabend und der Samstagmorgen mit viel Stress verbunden. Gleich zwei paradenwürdige Kleider müssen gekauft und passend geändert werden, Blumen für einen noch zu bildenden Hofstaat müssen bestellt und Samstags abgeholt werden, und die Haare müssen in die richtige Form gebracht werden, damit die Königinnenkrone darin hält. Dank treuer Freundinnen war bei uns zum Glück sehr schnell alles geplant, sodass ich beim Zapfenstreich mit Proklamation durchatmen konnte. Normalerweise ist der Zapfenstreich für mich immer der Einstieg in den Partyabend, diesmal war es jedoch ein sehr bewegender Moment, als mein Mann den Königskranz auf den Hut gelegt bekam, und meine Vorgängerin Astrid Bussmann mir die Krone aufsetzte.

Vor allem der Samstagmorgen startete für mich mit viel Stress. In Lippstadt bei Chic fand ich, mit tatkräftiger Unterstützung meiner Mutter, zwei Kleider für das Wochenende, die gleich vor Ort geändert werden konnten. Frisörin Gaby stand in Büderich bereit, um meine Haare in eine Königinnenwürdige Frisur zu verwandeln, und vor allem die Krone aus dem Jahr 1934 sicher zu befestigen. Und dann, um 15 Uhr, ging es los.

„Wie im Rausch“

Das eigene Schützenfest erlebt man wie im Rausch – und das liegt nicht nur an den Getränken, die „Theken-Fee“ Lisa bringt. Gerade noch steht man vor dem Bäcker im Schatten, wartet darauf, dass die Parade beginnt (“Bloß nicht direkt auf der Straße, man soll euch noch nicht sehen!”), schon marschiert man durch das Dorf seiner Kindheit und wird von hunderten von Menschen angelächelt, beklatscht und fotografiert. Parade, Königstanz, Kaffeetrinken, Ständchen von der Kapelle und den Rosenkavalieren, Kinderschützenfest, Kindertanz. All das fliegt an einem vorbei, ohne dass man genau weiß, wo man gerade ist. Ehe man es sich versieht, ist es dunkel draußen, man tanzt auf der Bühne zu “Layla”, und die ganze Schützenhalle ist voll. 

Hofstaat am Samstag
Hofstaat am Sonntag
Aufstellung zur Parade

Schützenmesse am Sonntag

Und dann ist Sonntag, und das ganze geht nochmal von vorne los. Diesmal noch mit Schützenmesse am Morgen, Gästen aus Holtum und Werl, die gratulieren. Ständchen von den Kapellen, Fototermine. Freunde, Bekannte, Verwandte, die zum Gucken kommen. 

Der Sonntagabend in Büderich ist von jeher “unser” Abend gewesen, denn hier haben Julian und ich uns 2013 kennengelernt. Diesen Abend jetzt als König und Königin zu erleben, gab dem nochmal ein ganz neues Flair. 

Der größte Bierbogen – am Sonntag. Mit den Kids aus Büderich

Sonntagabend in Büderich ist Dorfabend. War das restliche Wochenende noch von vielen “Auswärtigen” geprägt, finden sich spät am Sonntag meist nur noch die Einheimischen auf der Tanzfläche. Entsprechend spät wird es meistens.

Hofstaatsmädels am Sonntag mit Theken-Lisa in der Mitte

Der Tag danach ist „Muckentag“

Der Montag nach dem Büdericher Schützenfest beginnt daher meist recht spät. Als Königspaar jedoch stehen am Montag direkt die nächsten Verpflichtungen an. Die Kindergärten des Dorfes werden besucht, und da der St.-Vinzenz Kindergarten leider schon in den Ferien war, stand für uns nur die Kita Abenteuerland auf dem Programm. Hier wurden wir schon von weitem entdeckt – oder eher, ich wurde entdeckt: “Da ist die Königin!! Guckt mal, die Königin!!” Das grüne Glitzerkleid kam, wie erwartet, sehr gut an bei den Kindern. Beschenkt mit vielen bunten Bildern und einer Aufführung von “Dornröschen war ein schönes Kind”, bei dem wir anschließend sehr aktive Teilnehmer sein durften, ließen wir die Kinder mit strahlenden Augen und Süßigkeiten zurück. 

Anschließend ging es für uns wieder in den Vorbereitungsmodus, denn den Muckentag würden natürlich auch wir für unseren Hofstaat, den Vorstand und die Rosenkavaliere ausrichten. 

Meine Lieblingsgeschichte vom Muckentag: meine Eltern hatten, aufgrund unserer spontanen Regentschaft, den Start ihres Urlaubs von Samstag auf Montag verschieben müssen. Aus diesem Grund war auch niemand zuhause, dem hätte auffallen können, dass die Rosenkavaliere nachts still und leise, wie es Tradition ist, die Schützenfahne geklaut hatten. Es ist uns nicht einmal aufgefallen, als ich mich für den Besuch im Kindergarten umzog. Mit dieser Fahne kamen die Rosenkavaliere nun also am Abend zum Muckentag. “Das ist ja gar nicht meine Fahne”, frotzelte Julian noch, “Die muss ich ja gar nicht auslösen!” Die Fahne vom eigenen Schwiegervater jedoch, die musste schon wieder beschafft werden. Und so kamen auch die Rosenkavaliere an Bier und Bratwurst auf dem Hof von Julians Eltern.

Auswärtige Schützenfeste

Als Büdericher Königspaar stehen traditionell nach dem Büdericher Fest die Auswärtsfeste in Werl, beim Bezirk, und in Holtum an. Das eigene Schützenfest verlangt viel mehr Aufmerksamkeit.

…..in Westönnen….

Bei einem Auswärtsfest ist man viel entspannter, kann sich mehr aufs Feiern und das Genießen des Festes konzentrieren. Wir hatten einige Möglichkeiten dazu, wurden wir doch spontan auch zum Westönner Schützenfest eingeladen, das somit als viertes Auswärtsfest dazu kam. Den genauen Bericht von unserem Westönner Gastspiel lesen Sie hier.

Die Blaukittel in Westönnen
Auch die Blaskapelle war dabei
Unser Hofstaat, immer mit Spaß dabei!
Hofstaat auf der Paradewiese in Westönnen

…..in Werl..

Anschließend besuchten wir das Werler Schützenfest, drückten auf dem Bezirksschützenfest die Daumen, und feierten einen gebührenden Abschied mit unserem Hofstaat in Holtum. Die Einladung zum Waltringer Jubiläumsfest nahmen wir schließlich in kleiner Besetzung nur als Königspaar mit dem Vorstand wahr, und konnten hier unser Königsjahr mit unserer letzten großen Parade beenden. 

Unser Hofstaat in Werl, mit dem jüngsten Paar Titus und Liv Bussmann ganz vorne
Diesmal im Hofstaat als “Ersatzdame”: Claudia Hennecke, die Mutter der Königin

…..Bezirksschützenfest in Ense-Bremen…..

Hofstaatsmädels- bevor es Richtung Bezirksschützenfest ging
Beim Bezirksschützenfest mit unseren Offizieren Clive Coleman und Johannes Bruno Peters

Neue Freunde

Ein besonderes Highlight in unserem Jahr als Königspaar waren sicherlich die Menschen. Alte Freunde, die selbstverständlich zu unserem Hofstaat dazu stießen und sich so in die Gruppe einfügten, als wären sie jedes Mal dabei. Gute Bekannte, mit denen wir gemeinsame Feste feierten, wie das Holtumer Königspaar Henning und Laura. 

Bei der Parade in Werl mit dem Holtumer Königspaar Henning Kloke und Laura Bretschneider

Und auch neue Bekanntschaften, die wir schließen durften, wie das Werler Königspaar Nils und Kathi, mit denen wir bis in die Nacht tanzten und feierten.

Mit dem Werler Königspaar Nils und Kathi Reher

Danke Büderich!

Und dazu die vielen freundlichen Gesten von netten Leuten, die einem entgegengebracht werden, wenn man als Königin auf einem Schützenfest unterwegs ist. Auf dem Bezirksschützenfest holte eine Hofstaatsdame eines anderen Hofstaats extra ihren Nähkoffer, um einen abgefallenen Knopf anzunähen. In Holtum wurde mir mitten auf der Tanzfläche die Schleppe hochgenäht. Und wie oft wird man mit freundlichen Blicken bedacht, wenn man in Straßenkleidung, aber mit Krone auf dem Kopf durchs Dorf läuft? Das schönste allerdings ist das fröhliche “Hallo Königin!” mich durch das komplette Jahr begleitete. Egal, ob Oktoberfest in Büderich, Allerheiligenkirmes in Soest, oder Weihnachtsmärkte in der Umgebung – die Büdericher sind überall, und sie geben einem immer das Gefühl, gern gesehen zu sein.

Danke Büderich!

Danke Vorstand!

Wir möchten uns auch beim Vorstand der Büdericher Schützen bedanken, allen voran unserem Brudermeister Peter Schmidt und unseren Offizieren Clive Coleman und Johannes Bruno Peters, für ihre Unterstützung und Beistand bei allen Paraden und sonstigen Verpflichtungen. Außerdem bedanken wir uns bei unserem Hofstaat, der das Jahr so besonders für uns gemacht hat, und uns stets zur Seite stand, wenn wir eine helfende Hand brauchten. Leute, ihr wisst wirklich, wie man feiert! Danek auch an die Blaskapelle Büderich, die uns dabei half, bei den Paraden nicht aus dem Tritt zu kommen. Und natürlich gilt besonderer Dank unseren Familien, die das ganze Jahr über immer für uns da waren. Sei es als stetige Begleitung an vorderster Stelle im Hofstaat, als Ersatzpartner im Hofstaat für unsere Freunde, als Fotografen, als Mutmacher, als persönliche Last-Minute Schneiderinnen und Wäscherinnen, als Taschenträger und Chauffeure, als alles, was wir in dem Moment auch hätten brauchen können. Danke. 

Der König und die Hofstaatsmänner
Die Königin und die Hofstaatsdamen
Meine zwei längsten Freundinnen: Christina Wesselbaum (links) und Marie Linnemann (rechts)
Unser “offizielles” Königsfoto

Und was (oder wer) kommt jetzt?

Ganz gewiss ist da eine große Erleichterung, wenn am 30. Juni 2023 ein neuer König ermittelt wird. Aber es geht auch ein wenig Wehmut damit einher. Wir hatten ein wirklich fantastisches Jahr, voller toller Feste und guter Freunde, die den Weg mit uns gegangen sind, und ohne die unser Königsjahr mit Sicherheit nur halb so schön gewesen wäre. Wir freuen uns auf ein sonniges Büdericher Schützenfest 2023 mit einem für uns letzten Freitag als Königspaar, und sind schon sehr gespannt, an wen wir die Königswürde weitergeben dürfen!

Beitrag von Teresa Kortmann gen. Kolberg / Redaktion Peter Kothenschulte

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