Büderich vor 90 Jahren: Pflanzung der Hitler-Eiche am 1. Mai 1933

Am 30. Januar 1933 ernennt Reichspräsident Paul von Hindenburg den „Führer“ der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler. Ein Datum, das als „Tag der Machtergreifung“ in die deutsche Geschichte eingeht. Es ist der Beginn von 12 Jahren des so genannten Dritten Reichs mit seinen fatalen Auswirkungen.

Zwei Monate später, am 1. Mai, begehen die Gewerkschaften traditionell den internationalen Tag der Arbeiterklasse. Die NSDAP  startet an diesem Tag die Zerschlagung der Gewerkschaften. Sie erklärt ihn zum gesetzlichen Feiertag, deutet ihn um in den „Tag der deutschen Arbeit“ und veranstaltet in Berlin ein propagandistisches Großereignis mit 1 bis 1,5 Millionen Menschen. Nicht nur Hitlers Rede hat einen beachtlichen Eindruck hinterlassen. Im Verlauf der Feier pflanzt Hitler zu Ehren von Paul von Hindenburg die „Hindenburg-Eiche“. In den folgenden Jahren werden in anderen Städten „Hitler-Eichen“ gepflanzt.

Über ein entsprechendes Ereignis in Büderich berichten Helmut Euler in Werl unterm Hakenkreuz (1983, S. 95) und Hubert Griewel in seinem Buch Soweit die Erinnerung reicht (1986, S. 39 ff). Als Zeitzeugnis liegt  eine Urkunde vom 13. September 1933 vor.

Bereits am 1. Mai 1933 wird die „Adolf-Hitler-Eiche“ gepflanzt. Als Standort wird die Straßenecke In der Linde  /  Hohlweg zur Schanze ausgewählt. An dem Nachmittag findet eine „gewaltige Kundgebung“ statt, an der sich Schulen, Kriegerverein, Feuerwehren und Schützenvereine von Büderich, Holtum und Budberg, Zucht-, Reit- und Fahrverein Werl, SS- (Schutzstaffel) und SA-Leute (Sturmabteilung) der NSDAP von Büderich und Werl und die Gemeindevertretungen des Kirchspiels Büderich beteiligen. Auch aus der Bevölkerung des Kirchspiels finden sich Teilnehmer ein. „Diese Eiche soll der Nachwelt Kunde geben, dass auch die Bewohner des Kirchspiels Büderich die große Zeit des Wiederaufstiegs Deutschlands erkannt haben und in Treue und Geschlossenheit hinter dem Reichspräsidenten v. Hindenburg und dem Reichskanzler Adolf Hitler stehen“ heißt es in der Urkunde. Die Urkunde, unterzeichnet von Gemeindevorsteher, Ortsgruppenleiter und Schriftwart, wird am 13. September 1933 am Fuße der Eiche unter einem Findling, der dort aufgestellt wird, in die Erde eingebracht.

Die junge Hitler-Eiche in einer kleinen Anlage mit Einfassungsmauer, Findling und Fahnenstange.

Die junge Hitler-Eiche in einer kleinen Anlage mit Einfassungsmauer, Findling und Fahnenstange. (Fotoquelle Hubert Griewel)

Eintausend Jahre sollte die Hitler-Eiche alt werden, aber ihr Ende findet sie schon zwei Jahre später. Im Dezember 1935 schneidet ein Holtumer „Widerstandskämpfer“ die Hanfstricke durch, mit denen die etwa vier Meter hohe Eiche angebunden ist und bricht den Baum in einer Höhe von ca. zwei Meter ab. Das löst bei den Nazis eine eifrige Suche nach dem Täter aus. In der Nacht marschieren SA-Männer durch Büderich, die Pauken schlagen und dabei immer wieder ausrufen: „Wer ist der Frevler der Hitler-Eiche? Wer ist der Frevler der Hitler-Eiche?“ Aber der Frevler meldet sich verständlicher Weise nicht und wird auch nie gefasst. Die in einer Nacht- und Nebelaktion neu gepflanzte Hitler-Eiche II stand bis zum Einmarsch der Amerikaner im April 1945, fiel dann der „Entnazifizierungs-Axt“ zum Opfer. Der Findling wurde in die Erde versenkt und später entfernt.

Die handschriftlich in deutscher Schrift gefertigte Urkunde zur Pflanzung der Hitler-Eiche vom 13. September 1933. Untenstehend die Abschrift.

Bericht von Walter Schlummer / Redaktion Markus Mawick

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2 Antworten

  1. Moin, ein sehr interessanter und schöner Artikel über Büderich. Ich wünsche mir sehr, daß der Schreiber Hubert Griewel als Büdericher Autor von einigen sehr spannenden Büchern hier bekannt gemacht wird und als Büdericher Persönlichkeit erwähnt wird. Denn seine Bücher kristalisieren meine Jugend und die Jugend unserer Vorfahren. Er beschreibt einmal die Geschehnisse von 1923 -1948 in Büderich. Das Buch „Büderich zwischen Gestern und Heute“, eine Dorfgeschichte in Bildern von 1900 – 1955 kann ich gerne als Digitalisat zu Verfügung stellen.

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