Besonderes Heiligenhäuschen an der Kunibertstraße

Das Heiligenhäuschen Kunibertstraße Ecke Büdericher Hellweg

 

An der Kunibertstraße schräg gegenüber der Gaststätte Torino steht ein aus Kalksansteinen gemauertes Heiligenhäuschen. Der Baustil ist sicherlich typisch für die 1970er Jahre, jedoch wenig angemessen für ein sakrales Gebäude. Ortsfremde sehen hierin wahrscheinlich eher ein Trafohaus. Das kleine Gebäude beinhaltet jedoch einen der größten Kunstschätze Büderichs: Eine spätromanische Kreuzskulptur. Wie kommt sie an diese Stelle und in dieses unscheinbare Gebäude?

 

Bis 1975 war die Skulptur in einem Heiligenhäuschen am Beginn des Hellwegs direkt westlich des Abzweigs der „Merge“ untergebracht. Als Besonderheit stand unmittelbar neben dem Heiligenhaus auch noch ein hölzernes Wegkreuz mit einer weiteren Kreuzskulptur. Nachdem bei Erdarbeiten die Wurzeln eines nahestehenden Baumes beschädigt wurden fiel dieser während eines Sturms im Juli 1975 um und begrub Heiligenhaus und Wegkreuz unter sich. Aus dem Trümmerberg sicherten Ortsheimatpfleger Wendelin Leidinger und der Büdericher Kunibert Mawick die glücklicherweise nur leicht beschädigte Steinplastik. Woher stammt nun dieses Objekt?

 

Zu den Fronleichnamsprozessionen wurde das ganze Ensemble aus Heiligenhaus und Wegkreuz einschließlich der Skulptur im Inneren jährlich neu gestrichen, denn für diesen wichtigen Tag der Prozession musste die Station schließlich ordentlich gepflegt und sauber aussehen. Bei der auf die Bergung folgende Restaurierung der Steinplastik mussten demzufolge dutzende Schichten unterschiedlicher Farben und Tönungen entfernt werden. Erst jetzt ließ sich die Bedeutung des Kunstwerks erkennen: Eine spätromanische Halbplastik aus Baumberger Sandstein, die den gekreuzigten Jesus darstellt. Die Entstehung lässt sich auf die Zeit zwischen 1100 und 1300 datieren.

 

Rußspuren direkt auf der Steinoberfläche, die erst nach Entfernen sämtlicher Farbschichten erkennbar wurden, lassen vermuten, dass die Skulptur aus dem Inneren eines Kirchenraumes stammen muss. Ein weiterer Hinweis liefert ein Papierschnipsel, der zusammen mit der Plastik aus den Trümmern des zerstörten Heiligenhauses geborgen werden konnte. Er konnte so weit entziffert werden, dass dieses Heiligenhäuschen 1861 anstelle des baufällig gewordenen Vorgängerbaus errichtet wurde, welcher wiederum 1650 von Vikar Oger Orgelmacher am „Snappup“ errichtet worden war. 

Aus diesen beiden Informationen ergibt sich die Vermutung, dass die Steinplastik ursprünglich in der alten Vituskapelle beheimatet war, die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) zerstört und danach nicht wiederaufgebaut wurde. Mit Sicherheit wurde dieser aufwändig gestaltete Kreuzstein jedenfalls nicht für ein Heiligenhäuschen erschaffen. Nach der Restaurierung des Kunstwerkes entschloss sich die Stadt Werl als Eigentümerin des Heiligenhäuschens für einen Neubau an der heutigen Stelle. Der Vorschlag des Ortsheimatpflegers, ein Gebäude nach historischem Vorbild mit Sandsteinportal zu errichten, wurde seitens der Stadt verworfen und so entstand dieses aus seinerzeitiger Sicht „moderne“ Heiligenhäuschen.

 

Markus Mawick

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