Mal eben den Wasserkran der Küchenspüle aufdrehen oder die morgendliche Dusche – das, was für uns heute eine Selbstverständlichkeit ist, gab es vor 70 Jahren in Büderich noch nicht: fließendes Wasser in den Häusern und Wohnungen.
An vielen Häusern befanden sich Brunnen oder auch Bohrlöcher, aber das Wasser musste in Eimern hochgezogen oder von Hand hochgepumpt und dann ebenso mühsam im Haus verteilt werden. Dann waren da aber auch Haushalte, die verfügten noch nicht einmal über eine eigene Wasserstelle. Diese Bewohner mussten dann das Wasser von den öffentlichen Pumpstellen, zum Beispiel am Pfarrgarten Ecke Kunibertstraße – Krusestraße oder von der Molkerei im Schützenweg, holen.
Ein weiteres Problem war, dass zumindest an den höhergelegenen Straßenzügen Hellweg und Bundesstraße die Brunnen regelmäßig in den Sommermonaten trockenfielen. Elsbeth Mawick erinnert sich noch, dass sie als Kind dann zusammen mit ihrem Bruder und weiteren Personen aus dem elterlichen Malerbetrieb an der Bundesstraße mit dem großen Wasserfass auf dem Handkarren zur Pumpe an der Molkerei geschickt wurde. Die Fahrt ins Dorf war leicht, aber auf dem Rückweg musste der schwer beladene Karren den Schützenweg hinaufgezogen und geschoben werden. Das war beileibe kein Vergnügen.
So war es nicht verwunderlich, dass der damalige Bürgermeister von Westbüderich Franz Mawick, nachdem die Verhältnisse nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wieder einigermaßen geregelt waren, 1947 erste Verhandlungen mit den Hammer Wasserwerken über den Aufbau eines Trinkwassernetzes aufnahm.
Es scheiterte zu Anfang nicht nur daran, dass für die benötigten Gussrohre Eisenbezugsscheine erforderlich waren, die jedoch nur bei besonderen hygienischen Erfordernissen infolge Seuchengefahr erteilt wurden. Auch gab es in den tiefergelegenen Teilen des Dorfes erheblichen Widerstand gegen das Projekt, da von der Wasserknappheit ja nur die höhergelegenen Teile Büderichs betroffen waren. Unten im Dorf sprudelten die Quellen und Brunnen das ganze Jahr.
So dauerte es noch drei Jahre, ehe der größere Teil der Einwohner Büderichs ihren Widerstand aufgaben, wohl auch, weil sie inzwischen ahnten, welche Annehmlichkeiten fließendes Wasser mit sich brachte. Ein nicht unerhebliches Argument war auch die Löschwasserversorgung des Dorfes. Mit dem Wassernetz sollten über das Dorf Büderich verteilt auch 18 Hydranten errichtet werden. Die Feuerwehr war somit bei Bränden nicht mehr allein auf die Löschteiche im Dorf angewiesen. 1950 beschlossen die Gemeinden Ostbüderich, Westbüderich und Holtum gemeinsam den baldigen Bau der Wasserleitung. Nach dem ersten Plan von 1947 war angedacht, die Hauptwasserleitung von Hemmerde kommend über Holtum nach Büderich zu führen. Nun jedoch sollte die Hauptwasserleitung von Werl kommend über den Grünen Weg (heute Büdericher Straße) nach Büderich und weiter bis Holtum reichen. Im Mai 1951 erhielten die beteiligten Gemeinden einen Bewilligungsbescheid für einen Zuschuss zu den Baukosten von 40% der auf Rund 380.000 DM kalkulierten Maßnahme durch den Regierungspräsidenten von Arnsberg.
Am 17. September 1951 begannen dann die Erdarbeiten am Westausgang von Werl. Für die Hauptleitung durch Büderich lagen inzwischen über 1000 Rohrstücke zu 5 Meter Länge mit einem Durchmesser von 35 cm auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei zwischen Linde und Hellweg bereit. Zwei Wochen nach dem Baubeginn erfolgte auch eine Feierstunde zum ersten Spatenstich mit den Repräsentanten der beteiligten Gemeinden, der Amtsverwaltung und des Kreises Soest. Die Arbeiten durch die Hammer Wasserwerke und das Tiefbauunternehmen Schackenberg aus Westönnen kamen so gut voran, dass trotz Winterpause bereits im März 1952 die ersten Haushalte an das Trinkwassernetz angeschlossen werden konnten. Unter ihnen war auch das Haus des Bürgermeisters Mawick, dem es durch fünf Jahre harter Verhandlungen und viel Überzeugungsarbeit gelungen war, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Übrigens kostete der Hausanschluss im Jahr 1952 die Summe von 275 DM.
Innerhalb kurzer Zeit ließen sich nun fast alle Haushalte an das Wassernetz anschließen.
Das fließende Wasser war in Büderich angekommen.
Beitrag von Markus Mawick