Vor 50 Jahren: Eröffnung der Autobahn Unna-Soest

Wohl wenig hat das Erscheinungsbild einer ganzen Landschaft so sehr verändert, wie der Bau der Autobahn in unserer Region zu Beginn der 1970er Jahre.

1971 geboren, kenne ich nicht den uneingeschränkten Blick vom Ostrand des Dorfes Büderich auf die Silhouette der Stadt Werl mit ihren herausragenden Kirchtürmen. Für mich gab es immer schon den grünen Damm der A445. Ich kenn auch nicht den alten Hof Romberg südlich der B1 zwischen Büderich und Werl. Er musste der Autobahnauffahrt weichen.

Umgekehrt kann ich mir das Büdericher Feld nicht ohne den Autobahnberg am Rottweg vorstellen. Hier wurde die große Poggelsche Steinkuhle, in der auch jahrzehntelang das Vogelschießen zu Schützenfest stattfand, mit Erdabraum vom Bau der Autobahn verfüllt und ein großer Berg aufgeschüttet, bis in die 1980er Jahre noch um ein Vielfaches größer und höher als heute. In meiner Kinderzeit nannten wir ihn, beflügelt von unseren Indianerspielen „Tafelberg“. Er diente uns als riesiger Abenteuerspielplatz direkt vor der Haustür. Ein großer Teil des Berges wurde dann 1986 zum Bau des Regenrückhaltebeckens am Schellhörnchen oberhalb von Holtum abgetragen.

 

Blick von der Autobahnbaustelle auf Büderich

 

Von vielen Büderichern ist damals die Autobahn sehnlichst erwartet worden. Gerade an den Wochenenden war durch die fortschreitende Automobilisierung der Gesellschaft oft kein Überqueren der Bundesstraße mehr möglich, die Autos quälten sich Stoßstange an Stoßstange durch den Ort. „Was war das für eine Erleichterung nach der Eröffnung der Autobahn“, berichtete mir einmal mein Onkel. „Die Bundesstraße war fast leer.“ Doch es dauerte nur wenige Jahre und durch den weiter zunehmenden Verkehr, Unfälle und Staus auf der Autobahn nahm auch der Verkehr auf der Bundesstraße wieder deutlich zu. Alle Anwohner kennen das noch heute: Immer wieder Freitags Nachmittag staut sich der Verkehr quer durch Büderich.

 

Lange Planungszeit

Bereits 1934 gab es erste Planungen für eine Ost-West-Autobahn Ruhrgebiet – Kassel. Die Strecke sollte, in Höhe Rhynern an der bereits fertig geplanten A2 beginnend, nördlich an Welver und Soest vorbeiführen. Erste Brückenbauwerke für diese Strecke sind heute noch in den Waldstücken rund um Welver zu entdecken. Kriegsbedingt wurden die Bauarbeiten aber bald gestoppt. Eine zweite Trasse wurde weiter südlich geplant. Von Schwerte über Wickede sollte sie bei Büren auf die erste Strecke Richtung Kassel stoßen. Über die Vorplanung kam diese Strecke jedoch nie hinaus.

Erst 1957 wurde die Planung für eine Autobahn Ruhrgebiet – Kassel wieder aufgenommen. Lange noch hielt man an der ursprünglichen Trassenführung fest. Durch die prognostizierte hohe Verkehrsbelastung auf dem Teilstück der A2 zwischen Kamener Kreuz und dem Abzweig Rhynern entschloss man sich schließlich 1965 für eine neue Linienführung, die der Bundesstraße 1 von Unna aus folgen sollte. Auf der Basis dieser Planung begann dann 1968 der Bau des Teilstücks zwischen dem Kreuz Dortmund-Unna und Soest.

Die hier gezeigten alten Dias wurden von Wendelin Leidinger wahrscheinlich 1970 aufgenommen.

Nach vier Jahren Bauzeit fand dann am 3. November 1972 – also vor 50 Jahren – die feierliche Eröffnung der Autobahn einschließlich dem Zubringer A445 statt. Der Beobachter schrieb zur Eröffnung: „Die Wirtschaft, das Gewerbe, die Landwirtschaft und auch das Fremdenverkehrsgewerbe werden die Vorteile der Autobahn zu spüren bekommen.“

Heute ist die Autobahn nicht mehr wegzudenken. Sie bedeutet jedoch Segen und Fluch zugleich.

Beitrag von Markus Mawick

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