Manchmal ist es wie bei Heidi

Luisa Kortmann aus Büderich jobbt derzeit als Sennerin im Kleinwalsertal in Österreich. Exklusiv für büderich.digital berichtet sie über ihren – für uns – ungewöhnlichen Alltag:

Um halb sechs klingelt mein Wecker. Ich drehe mich noch ein Mal um. Dann stehe ich auf, schmeiß mich in meine Latzhose und gehe in den Stall. Auf ein lautes „Guten Morgen, Mädels“ meinerseits stehen die 18 Milchkühe auf. Sie gehören verschiedenen Bauern aus dem Tal und verbringen hier ihren Sommer. 
Mit dem gleichmäßigen Rhythmus der Melkmaschine werde ich langsam wach. Nach dem Melken heißt es Kuchen backen, Suppe kochen und Tische abwischen. Bevor die Gäste kommen, gehe ich noch schnell die Mutterkühe und ihre Kälber zählen. Während ich die steile Weide heraufkraxel, genieße ich den herrlichen Ausblick auf den Widderstein. Steinig und mächtig thront er über dem Tal. 

Die Alm im Kleinwalsertal

Auf dem Rückweg zur Hütte finde ich ein paar Heidelbeeren. Sie schmecken viel intensiver und süßer als die Gekauften. Anschließend sind meine Hände und Lippen ganz blau. 
Zurück auf der Alpe warten schon die ersten Gäste. Ein Mann schreit mir ein freundliches „Buttermilch“ ins Gesicht. „Servus“, antworte ich und schenke ihm ein Glas ein. Die Szenerie wiederholt sich einige Male an diesem Tag, bevor ich wieder losgehe, um die Kühe zum Melken zu holen. 

Luisa arbeitet da, wo andere Urlaub machen

Abends bringe ich noch unsere zehn Hühner in den Stall. Sie versorgen uns mit Eiern für’s Kuchen backen. Auch die beiden Ziegen, Flecki und Liesel, wollen noch versorgt werden. Sie freuen sich über ein paar Scheiben trockenes Brot. Außerdem kontrolliere ich ihren Zaun, sodass sie nachts nicht auskommen können. 

Gemeinsam essen wir zu Abend. Draußen ist es schon frisch, sodass ich mir Jacke und Mütze überziehe. Es gibt Brotzeit mit dem auf der Alpe hergestellten Käse und Butter, Schinken und frisches Brot. Wir lassen den Tag bei einem kalten Bier ausklingen. Bevor ich schlafen gehe, schaue ich nochmal aus dem Fenster. Hier oben kann man gut die Sterne sehen. 
Morgen ist ein neuer Tag – gleich wie der heutige, aber doch ganz anders.

Die Herstellung von Käse gehört zur täglichen Arbeit
Infobox Luisa Kortmann

Luisa ist 25 Jahre alt und auf dem Gemüsehof Kortmann in der Kletterstraße groß geworden. Bevor sie nach ihrem Studium in das berufliche Alltagsleben einsteigt, jobbt sie für drei Monate als Sennerin auf einer Alm im Kleinwalsertal in Österreich.

Beitrag von Luisa Kortmann / Redaktion Peter Kothenschulte

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