Der sog. „Kombibau“ ist beschlossen. In der Ratssitzung am 30. März wurde entschieden, den Plan der Verwaltung umzusetzen. Der Werler Anzeiger berichtet dazu ausführlich in der Wochenend-Ausgabe.
Was wird gebaut?
Der Kombibau, oder auch „Betreuungshaus“ genannt, wird zweigeschossig. Es entstehen drei Kita-Gruppen mit 55 Plätzen und die OGS (Offene Ganztagsschule) mit 100 Plätzen. Dadurch werden die alten Fachräume frei, die aktuell noch von der OGS mit 50 Kindern benutzt werden.
Der Bolzplatz wird komplett für das Gebäude mit Grünfläche weichen. Als Ausgleich für die Kicker wird ein Kleinspielfeld auf dem jetzigen Schulhof errichtet. Als Multifunktionalspielfeld sollen auch andere Sportarten gespielt werden können, zudem mit LED-Beleuchtung.
Der jetzige Spielplatz muss für den Parkplatz weichen. Wie auch das neue Spielfeld soll dieser auf den oberen Teil des alten Schulhofes verlegt werden.
Parken & Verkehr
Die Anzahl der Parkplätze wird nahezu verdoppelt, von 20 auf 38 Stellplätze. Der Bereich wird komplett an die Schlesienstraße verlegt. Eine Einbahnstraßenregelung und das Bushaltefeld auf der Straße sollen den Verkehr sicher machen. Ein Gefahrenpunkt ist hier sicher noch die Querung der Buskinder an der Parkplatz-Ausfahrt. Der vorhandene Parkplatz an der Böschung zum Vinzenz-Kindergarten soll zum Fahrrad-Stellplatz sowie Fuß-, Rad- und Rettungsweg umfunktioniert werden.
Bürger stellen Fragen
Zur Bürgerfragestunde der Ratssitzung nahmen über 40 Interessierte aus Holtum und Büderich teil. Fragen zur Trennung von OGS und Kita, den alternativen Standorten, zu Ausgleichsflächen für den Bolzplatz, zu Kosten und Bauzeitgarantien, dem steigenden Verkehr sowie den Chancen für Holtum wurden ausgiebig gestellt. Bürgermeister Torben Höbrink antwortete in seiner folgenden Präsentation zum Vorhaben auf die Fragen. „Keine geeigneten Flächen“, „kein Baurecht“ und „Zeitverzug von 12 Monaten“ waren die Antworten auf die Fragen zu alternativen Standorten. Unzufriedene Bürger bedauerten, die Fragen seien nicht ausreichend beantwortet und Rückfragen seien nicht möglich gewesen.
Regionalplan
Mit der Vorstellung des Regionalplans überraschte der Bürgermeister die Anwesenden. Denn neben Werl sind nur Westönnen und Büderich für einen Siedlungsschwerpunkt vorgesehen. Soll heißen: in Orten unter 2.000 Einwohnern soll keine Infrastruktur geschaffen werden, die nicht auf Dauer gesichert ist. „Die Stadt Werl ist gehalten, sich daran zu halten“, so der Bürgermeister.
Politische Debatten
Nach der Präsentation folgte ein zähes Ringen. Suggestivfragen aus allen Lagern heizten die Debatte an. Die Ratsmitglieder der SPD, Grünen und FDP lobten das Engagement der Bevölkerung und stellten sich hinter den Wunsch, den Bolzplatz zu erhalten und eine Kita in Holtum zu errichten.
Die politische Auseinandersetzung mündete letztendlich im Ergebnis, dass durch die Mehrheit der CDU mit der BG der Beschlussvorschlag angenommen wurde.
Beitrag von Peter Kothenschulte
3 Antworten
Das Vorgehen ist das perfekte Beispiel, wie Volkeswille mit Füßen getreten wird. Dabei wäre gerade der Bolzplatz in Büderich eine gute Gelegenheit gewesen, den Bürgerinnen und Bürgern zu demonstrieren, dass sie ernst genommen werden und eigentlich schon gefasste Beschlüsse – ehe sie überhaupt öffentlich geworden sind – nicht in Stein gemeißelt sind, wenn die Bevölkerung andere Vorschläge einbringt. Stattdessen werden Politikverdrossenheit und Demokratiemüdigkeit („warum sollen wir überhaupt noch wählen, die machen doch sowieso was sie wollen“) auch im kleinen Werl befeuert. Sehr schade, dass selbst Lokalpolitik die Möglichkeiten „kleiner Wege“ nicht nutzt, um die Bevölkerung einzubeziehen.
Dazu wirft das Vorgehen Fragen auf: Warum haben die Verantwortlichen so lange gewartet und das Projekt den Büdericherinnen und Büderichern erst zu einem so späten Zeitpunkt kommuniziert, als das Kind im Grunde schon in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen war? Warum werden Alternativvorschläge nicht ernsthaft geprüft? Warum ist Politik auch im kleinen Werl beweglich wie eine Bahnschranke? Und warum wird Kindern und Jugendlichen Raum zur Bewegung genommen?
Die reale Welt wird so immer unattraktiver für Kinder und Jugendliche. Kein Wunder, dass die immer mehr vor Bildschirmen hocken und ihr soziales Leben zunehmend in virtuellen Welten verbringen. Wer ihnen Raum zur Bewegung und zu Treffen im „echten“ Leben nimmt, darf anschließend auch nicht darüber klagen.
Es bleibt unverständlich. Es gibt immer weniger Spiel- und Bolzplätze im Stadtgebiet. Wo sollen Kinder und Jugendliche spielerisch das Fußballspielen lernen? Es wird immer bemängelt, das der Nachwuchs im deutschen Fussball fehlt. Kein Wunder, wenn die Plätze zum üben weiterhin massiv beschnitten werden.
Thomas Schulte von den Grünen brachte es in der Ratssitzung auf den Punkt: wir verhandeln hier über einen Vorschlag, den die Bevölkerung klar abgelehnt hat. Nun wurde an dem Abend die Bolzplatz-Bebauung nicht nur verhandelt, sondern Dank der Mehrheit von CDU und BG auch beschlossen. Keine Kita für Holtum. Büderich verliert die letzte frei zugängliche Wiese. Und die Bürger? Die waren zu dem Zeitpunkt – gemaßregelt vom Bürgermeister – endgültig zum Schweigen gebracht worden. 200 Unterschriften gegen die Bebauung des Platzes an der Grundschule, die binnen kürzester Zeit erreicht waren, haben nicht gereicht. Eine sehr gut besuchte Bürgerinfornstionsveranstaltung mit klaren Ansagen und einer Forderungen nach einer Alternativ haben nicht gereicht. Ein im Dauerregen durchgezogenes Protest-Picknick hat nicht gereicht. Eine Stellungnahme von BW Büderich, dass der Platz für den Sport benötigt wird, hat nicht gereicht. Eine Bekundung des Josefsvereins in Holtum, das Grundstück neben der Schützenhalle für eine Kita zur Verfügung zu stellen, hat nicht gereicht. Leserbriefe von Menschen aus Büderich und Holtum haben nicht gereicht. Viele Gespräche im Hintergrund mit den handelnden Politikern haben nicht gereicht. Auch der Kompromiss, die Kita in Holtum zu bauen und nur die OGS in Büderich zu platzieren, damit die Hälfte vom Bolzplatz erhalten bleiben kann, wurde ausgeschlagen. Von Bürgern (!) eingereichte Alternativvorschläge wurden abgelehnt. Man fragt sich, was man noch tun muss, um Bürgerwillen so zum Ausdruck zu bringen, dass die Politik (hier CDU und BG) danach handeln? Was bleibt ist unsere Wahlmöglichkeit. 2025 dürfen wir mit dem Kreuz auf den Wahlzettel darüber abstimmen, wie wir mit dieser Situation umgehen wollen.