Peter Kothenschulte von büderich.digital ist als Messdiener jedes Jahr als Sternsinger dabei gewesen. Knapp 40 Jahre später ist er wieder dabei – als Erwachsener. Hier sein Bericht:
Reges Treiben herrscht am Samstag im Pfarrheim. Bereits vor 9 Uhr sind die Helfer – meist Eltern der Messdiener – eingetroffen, um die Sternsinger für ihre Aktion vorzubereiten: Gewänder müssen anprobiert, passende Kronen gefunden und Gesichter geschminkt werden. Wichtig sind auch die verschiedenen Farben, die den Königen zugeordnet werden müssen.
Ohne die ehrenamtlichen Helfer undenkbar. Aber das kenne ich ja bereits aus meiner Zeit als Messdiener. Meist sind es die Mütter und Frauen, die hier mit ihrem Geschick die Kinder und Erwachsenen ausstatten.
Alle sind gekleidet, alle sind geschminkt. Nun brauchen wir noch unsere passenden Utensilien. Auch hier gibt es eine klare Ordnung: Kaspar bekommt den Weihrauchschwenker, Melchior den Besen und Balthasar das Wichtigste – die Spendenkasse.
Jetzt wird es langsam Zeit, doch erst wieder Organisation. Wir treffen uns im großen Versammlungsraum. Sebastian Stute als Organisator der Messdiener bittet um Ruhe. Alle Gruppen werden aufgerufen. In diesem Jahr sind es 11, deshalb auch 33 Sternsinger. Wie ich hörte, seien es sogar drei Gruppen mehr als im Vorjahr, somit kann das Dorf in kleinere und größere Bezirke eingeteilt werden. Die großen und langen Touren sind den älteren Messdienern und Erwachsenen vorbehalten. „Wann welche Gruppe zum Mittagessen eingeplant ist, steht auf dem Zettel“ erklärt Stute. Das war mir tatsächlich neu, ein Mittagessen gab es seinerzeit nur privat organisiert. Gerne erinnere ich mich an die leckeren Pommes bei Gerdes im Hellweg.
Pastor Jörg Kutrieb ist ebenfalls im Pfarrheim. Bei der Aussendungs-Andacht singen wir „O du Fröhliche“ und der Pastor stimmt uns auf den Marsch ein.
Auf der großen Treppe noch ein Foto für die Presse und büderich.digital (Foto siehe hier). Kaspar nimmt noch den Weihrauchschwenker und es geht endlich los. Markus Stirnberg als Kaspar, Daniel Jeska als Balthasar und ich als Melchior starten direkt am Franz-Mawick-Weg. Ist jemand aufgeregt? Nein! Die anderen beiden haben bereits Erfahrung, sie sind im dritten Jahr dabei. Und ich bin doch ein „alter Hase“. Tatsächlich werden noch die selben Lieder gesungen und selben Texte gesprochen. Perfekt vorbereitet mit den Texten auf der Rückseite des Sterns klingeln wir an der ersten Haustür. Fehlanzeige. Doch bereits am zweiten Haus werden wir erwartet. Nach unseren ersten verdienten Münzen in der Spendendose Erleichterung im Team: „klappt doch super“ sind wir uns einig.
Ein Teilstück Hellweg liegt auf unserer Tour, und die ganze B1 mit Nebenstraßen südwärts. Ein Heimspiel für mich, wohne ich schon meine 53 Jahre dort. Entsprechend kenne ich die meisten Bewohner, was zu kleinen Pläuschchen einlädt. Wir sind schnell warm gelaufen, wobei uns auch das kleine Getränk hilft, welches uns freudig angeboten wird und der ein oder andere Bewohner auch mittrinkt. Diesen Brauch kannte ich als jugendlicher Messdiener natürlich nicht.
Zur Mittagspause werden wir von Georg Schnettler mit Düser´s Bulli abgeholt. Auch das geht nicht ohne Ehrenamt. Der Weg zum Pfarrheim wäre schon zu weit. Mit zwei Gruppen im Bulli noch schnell in den Prozessionsweg. Im Doppelpack singen wir im Wohnzimmer und hängen noch ein Geburtstagslied dran zur Freude der Hausherrin.
Im Pfarrheim erwarten uns Pommes mit Bockwurst, genau das Richtige. Und erstmal aufwärmen. Die Helferinnen haben alles perfekt vorbereitet, kein Warten. Schnell noch eine frische Waffel auf die Hand und wieder los, die Strecke ist noch lang.
Es ist schon lange dunkel. Die drei Männergruppen haben die langen Touren. Das Ende ist perfekt getimt, wir treffen uns vor der Linde. Bei Arno dann die letzte Station. Alle singen kräftig aus ihren Kehlen, die anschließend mit frisch Gezapftem von Arno gekühlt werden. „Für die Sternsinger eine Runde auf´s Haus“.
Nach über 8 Stunden unterwegs kommen wir wieder im Pfarrheim zusammen. Die anderen Gruppen sind schon lange fertig. Knapp 10km zeigt unsere Uhr an. „Es war aber nicht anstrengend und wir hatten Glück mit dem Wetter“ war ein Fazit der verbliebenen Sternsinger.
Ich selbst musste verstehen, dass Sternsinger im Dorf nicht mehr bedeutet, dass jeder weiß worum es da geht. Tatsächlich wurde uns vor der Nase die Tür verschlossen oder beim Anblick unserer Kostüme eifrig abgewunken. Aber die Freundlichkeit und Spendenbereitschaft der Menschen überwiegt. Dazu noch das kleine Schwätzchen und gemeinsame Lachen. Das ist Dorf!
Beitrag von Peter Kothenschulte