Vor nunmehr 27 Jahren entstand im Zuge des Baus der Kuniberthalle der Wunsch nach einem Stück zusätzlicher Identität für das gesamte Dorf. Die Idee einer Fahne für Büderich war geboren.
Was lag näher, als einen Blick in die Geschichte unseres uralten Dorfes zu werfen? Fündig wurden wir bei den Herren von Büderich, welche dieses hier abgebildete Wappen führten. Es zeigt in einem einfachen gotischen Schild auf silbernem oder ersatzweise weißem Untergrund eine einzelne, schwarze, nach links geneigte Stange eines Hirschgeweihs.
Aus dem Nebel der Geschichte taucht mit Gervasius von Boderike 1175 der erste uns bekannte Vertreter des Geschlechts von Büderich auf. Er findet sich im Gefolge des Grafen Heinrich von Arnsberg. Wir können davon ausgehen, dass die von Büderich damals die für das Dorf bestimmende adelige Familie bildet und nach dem Ort ihres Stammsitzes benannt ist.
Ein weiterer Gervasius, vermutlich der Sohn des Vorgenannten, zieht 1217 mit dem Grafen Gottfried II von Arnsberg zum Kreuzzug ins Heilige Land. Die 32 westfälischen Ritter versammeln sich hierzu an der Drüggelter Kapelle oberhalb des heutigen Möhnesees. Erfolgreich in ihrem Sinne sind diese Kreuzfahrer jedenfalls nicht. Ihr Feldzug bleibt im ägyptischen Damiette stecken, wo die Reste ihres über 300 Schiffe umfassenden Heeres nach vier Jahren endgültig aufgeben. Im Gegensatz zu unserem Gervasius ist nicht allen westfälischen Rittern die Rückkehr in ihre Heimat vergönnt.
Neben diversen Rittern und Burgmännern zu Werl ist der 1250 geborene Lubbert von Büderich ein weiterer namhafter Vertreter der Familie. Er ist in der Zeit von 1294 bis 1321 – ein für damalige Verhältnisse sehr langer Zeitraum – Abt des Zisterzienserklosters Marienfeld bei Warendorf.
Als Sitz derer von Büderich können wir wohl den heutigen Rest der Hofstelle Sträter an der Kletterstraße annehmen, den später nach dem Lehnsträger Kloster Corvey benannten Mönnighof.
Im 14. Jahrhundert beginnt sich die Familie von Büderich aufzuspalten. 1370 treffen wir auf Engelbert von Büderich, der den Beinamen ‚genannt Wekebrodt‘ trägt. Bis 1437 lassen sich diese Wekebrodts in Büderich nachvollziehen. In der Aufspaltung der Familie von Büderich könnte auch die Ursache für die Entstehung der beiden getrennten politischen Gemeinden Ost- und Westbüderich liegen.
Wie eine ganze Reihe westfälischer Adeliger sind auch Teile der von Büderich genannte Wekebrodt nach Livland ausgewandert und in den Dienst des Deutschen Ritterordens getreten. Dort werden ihnen wesentlich größere Ländereien versprochen, als sie jemals in ihrer westfälischen Heimat hätten erwerben können. 1394 wird „Everhard von Boderke anders Wekebrodt geheten“ mit dem Gut Riesenbeck nahe dem heutigen Tallin belehnt. Zu dem Hof gehören Ländereien im Umfang von 18.000 ha – das ist die 20fache Fläche des gesamten früheren Gemeinde Büderich.
Wird auch der Beiname „von Büderich“ bald abgelegt, findet sich der Name Wekebrodt / Weichbrodt noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Estland. Auch das Hirschgeweih im Wappen bleibt erhalten.
Im Jahr 1994 wehte die erste Fahne mit dem Büdericher Wappen an der damals neuen Kuniberthalle. In den darauf folgenden Jahren gab es immer mehr Fahnen mit dem Wappen im Dorf. Seit 2018 ist das Wappen bereits auf den Stelen an den Ortseingängen Büderichs für alle sichtbar.
Markus Mawick